Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die Sportwirtschaft

Im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie diese Studie Als erweiterte Sondererhebung im Rahmen des Sportsatellitenkontos durchgeführt. Die 123-seitige kurzgefasste Forschungsbericht (7.6.2021) beschreibt die Auswirkungen der Pandemie auf Sportvereine sowie weitere Teilbereiche der Sportwirtschaft in chronologischer Reihenfolge, beginnend mit der Ausgangslage vor der Pandemie und den anschließenden Auswirkungen nach Ausbruch der Pandemie in Deutschland bis Ende des Jahres 2020. Die Autoren des Berichts sind Holger Preuß (JGU), Iris an der Heiden (JGU), Sven Repenning (2hmForum), Frank Meyrahn (2hmForum), Joshua Schramm (2hmForum).

Die Covid-19-Pandemie hat sich maßgeblich auf den Alltag der Menschen ausgewirkt. Auch das aktive Sporttreiben und der Besuch von Sportveranstaltungen waren betroffen. Mit dem vorliegenden Bericht sollen erste belastbare Erkenntnisse zu den Auswirkungen der Covid-19 Pandemie auf die Sportwirtschaft zur Verfügung gestellt werden. Gegenstand sind die wirtschaftlichen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf Sportvereine bzw. den organisierten Sport und die Auswirkungen auf einen wesentlichen Inputfaktor der Sportwirtschaft, den privaten (aktiven und passiven) Sportkonsum. Eine umfassende Bewertung von Effekten der Covid-19-Pandemie auf die gesamte Sportwirtschaft wird aufgrund nur verzögert verfügbarer volkswirtschaftlicher Sekundärdaten erst in einigen Jahren möglich sein wird. Eine Langfassung des Endberichts kann auf Nachfrage beim BMWI zur Verfügung gestellt werden.

Link zum Bericht:  https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Publikationen/Wirtschaft/auswirkungen-covid-19-pandemie-auf-sportwirtschaft.pdf?__blob=publicationFile&v=6

 

Eine Zusammenfassung:

Mitgliederverlust bei den Sportvereinen infolge der Coronakrise hat weitreichende Folgen – auch für den Spitzensport 

Erhebung unter 7.000 Sportvereinen ergibt gemischtes Bild der wirtschaftlichen Situation – Rund drei Prozent der Vereine von Konkurs betroffen

Die Zahl der Mitglieder in Sportvereinen ist infolge der Coronakrise teilweise deutlich gesunken. 46 Prozent der Sportvereine verzeichneten zum Jahresanfang 2021 weniger Mitglieder als ein Jahr zuvor. Dies geht aus einer Studie hervor, die von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) und der Markforschungsgesellschaft 2HMforum im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) erstellt wurde. Der Mitgliederschwund hat nach Einschätzung von Prof. Dr. Holger Preuß vom Institut für Sportwissenschaft der JGU nicht nur wirtschaftliche Folgen für die Branche, sondern weist auch auf ein Problem beim Kinder- und Jugendsport hin. „Viele Kinder sind nicht an den Sport herangeführt worden. Das kann langfristige Spuren hinterlassen“, sagt Preuß, Professor für Sportgeschichte, Sportökonomie und Sportsoziologie. Dass dieser Jahrgang nicht an den Sport herangeführt wurde, könnte sich später auch beim Leistungssport bemerkbar machen, wenn Nachwuchssportler womöglich fehlen.

16 Prozent der Sportvereine berichteten über schlechte wirtschaftliche Situation

Der Sport ist als Querschnittsbranche mit vielen unterschiedlichen Wirtschaftszweigen verflochten. Die gesamtwirtschaftliche Bedeutung des Sports wird daher in einem sogenannten Satellitenkonto abgebildet. Der Beitrag der Sportwirtschaft zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) belief sich demnach 2016 auf knapp 71,6 Milliarden Euro, was 2,3 Prozent des BIP entspricht. Die Anzahl der Beschäftigten betrug 1,3 Millionen und somit 2,9 Prozent an der Gesamtbeschäftigung. Der Sport ist also ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor in Deutschland. Mit dem Forschungsbericht werden nun erste Erkenntnisse zu den Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf die Sportwirtschaft vorgelegt. An der Befragung hatten sich 7.000 Sportvereine in Deutschland beteiligt.

Den Ergebnissen zufolge sind für das Jahr 2020 negative wirtschaftliche, aber auch strukturelle Effekte der Pandemie für viele Sportvereine zu erkennen. „Die negativen Effekte dürften sich im bisherigen Jahresverlauf 2021 weiter verschärft haben und werden einen höheren finanziellen Unterstützungsbedarf hervorrufen“, sagt Preuß zu den Erhebungen. Zum Befragungszeitpunkt im Januar 2021 zeigte sich basierend auf den Daten der eigens durchgeführten Vereinsbefragung zwar ein geteiltes, aber dennoch überwiegend stabiles Bild der wirtschaftlichen Situation. Ein großer Teil der Sportvereine, nämlich 37 Prozent, schätzt seine aktuelle wirtschaftliche Situation als gut ein, weitere 8 Prozent als sehr gut. Auf der anderen Seite geben in Summe 16 Prozent der Sportvereine an, mindestens schlecht wirtschaftlich dazustehen. 3 Prozent davon bewerteten ihre wirtschaftliche Situation im Januar 2021 sogar als existenzbedroht.

Viele Kinder haben keine Vereinsbindung aufgebaut

„Die Situation ist wirklich differenziert zu betrachten“, so der JGU-Sportwissenschaftler Holger Preuß. „Einigen Sportvereinen droht der Konkurs, andere wie beispielsweise Laufgruppen sind weniger stark betroffen.“ Besonders unter der Corona-Pandemie gelitten hat auch der Spitzensport, der finanziell auf Zuschauer angewiesen ist. Ein weiterer Aspekt, der sich aus den Einschränkungen für den Betrieb von Sportstätten ergibt, ist die Auswirkung auf Kinder und Jugendliche. „Kinder im Alter von vier bis fünf Jahren haben häufig keine Vereinsbindung aufgebaut“ sagt Preuß und weist darauf hin, dass etwa Veranstaltungen wie das Mutter-Kind-Turnen nicht stattfinden konnten. „Ich befürchte, dass dies später nur sehr schwer aufzuholen ist“, so der Wissenschaftler. Normalerweise nehmen im Kindes- und Jugendalter über zwei Drittel der Altersgruppe am Vereinssport teil.

„Die dargestellten Ergebnisse zeigen, dass der organisierte Sport stark unter der Beschränkung, den Sport überhaupt ausüben zu können, leidet und sich erhebliche wirtschaftliche Auswirkungen ergeben. Am dringlichsten sind somit praktikable Öffnungsstrategien, unter Berücksichtigung des weiteren Infektionsgeschehens“, schreiben die Autorinnen und Autoren in ihrem Bericht. Eine umfassende Bewertung, wie sich die Corona-Pandemie auf die gesamte Sportwirtschaft auswirkt, wird dem Forschungsbericht zufolge erst in einigen Jahren möglich sein.

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